Vorträge im Zehentstadel
Der Dinkelscherbener Rathausstadel. Geschichte und bauhistorische Bedeutung
Vortrag von Dr. Bernhard Niethammer
9. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Rathausstadel Dinkelscherben (Augsburger Straße 4-6, Rückgebäude)
Es war eine weitreichende Entscheidung, die das Augsburger Domkapitel 1433 getroffen hatte: Die Augsburger Domherren hatten sich dazu entschieden, die Herrschaft Zusameck und mit ihr zahlreiche Bauerngüter in der Reischenau zu erwerben. Die Übernahme der Herrschaft war jedoch nicht nur Kapitalanlage. Das Domkapitel begann in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten, seine Burg Zusameck und den nahegelegenen Ort Dinkelscherben zu seinem Herrschaftsmittelpunkt auszubauen. Für Dinkelscherben bedeutete dies die Entwicklung zum Zentralort in der Reischenau.
Zu diesem Ausbau gehörte der Erwerb von wichtigen Rechten wie der Blutgerichtsbarkeit, den Pfarreirechten oder dem Marktrecht. Dazu gehörte aber auch die Errichtung zentralörtlicher Bauten wie dem Spital oder den Wohn- und Verwaltungsbauten für diejenigen Amtsträger, die im Namen des Domkapitels vor Ort agierten. Bis heute prägen manche dieser Domkapitelschen Baumaßnahmen das Aussehen Dinkelscherbens.
Zu diesen Bauten gehört auch der Komplex rund um das heutige Rathaus. Die Sanierung des Rathausstadels - er wurde 1747 vom Domkapitel als Amtsstadel errichtet - bot Anlass, sich tiefer mit der Baugeschichte des Rathausensembles zu beschäftigen. Dem Thannhausener Bauforscher Dr. Bernhard Niethammer gelang es dabei, durch Recherchen am Bau sowie in den einschlägigen Archiven zahlreiche Details zusammenzutragen. So lässt sich zeigen, welche Vorstellungen das Domkapitel als Bauherr leiteten, wie örtliche Handwerker um die öffentlichen Aufträge feilschten und wo vor 250 Jahren Baumängel auftraten. Darüber hinaus geht der Vortrag auch auf die weitere bauliche Entwicklung des heutigen Rathausensembles ein.