MUSEUM IM ZEHENTSTADEL

Scherer-Galerie und Heimatmuseum Reischenau

Das Spital und die Spitalkapelle „Mariae Himmelfahrt“


Im 16. Jh. kursierte in Dinkelscherben eine Ruhrepidemie, die den Domdekan Hieronymus Stor von Ostrach, Pfleger auf Burg Zusameck, veranlasste, ein Spital zu errichten. Er erwarb 1601 drei Anwesen, darunter das Jägerhäusle, in der hinteren Gasse zum Bau des Spitals, dessen Gründung 1603 erfolgte. Mit Zustimmung des Bischofs von Augsburg wurde 1604 mit dem Bau nach Entwürfen eines Schülers des Augsburger Baumeisters Elias Holl begonnen. Die Anlage wurde als dreiflügeliges Gehöft konzipiert, damit von der freien Seite jederzeit frische Luft in das Spital strömen konnte.

Mit der Aufnahme von neun Bedürftigen begann 1605 die segensreiche Tätigkeit, deren Finanzierung durch die Hospitalstiftung gesichert wurde. 1614 starb Hieronymus Stor von Ostrach. Er hinterließ sein gesamtes Vermögen in Höhe von 33.479 Gulden dem Spital. Durch eine weitere Stiftung des Domherrn Wilhelm Freiherr von Bettendorf konnte 1743 die Bettenzahl von 16 auf 58 erhöht werden. Zwischen 1978 und 1983 erfolgte nach Auslagerung des Gemüsegartens ein Neubau auf der Nordseite. Die gründliche Sanierung des Altbaus schloss die Baumaßnahme ab. Unter anderem auf Grund der Bedeutung des Spitals entwickelte sich Dinkelscherben im 17. Jh. zum zentralen Ort in der Reischenau.

Das Personal bestand damals aus dem Spitalvater, einer Magd, einer Küchenmagd, einem Spitalknecht, einem Krankenwärter und einer Krankenwärterin. Nach der Säkularisation 1802/03 ging das Verwaltungsrecht an die bayerische Krone über. Das Spital bekam einen Spitalarzt, Dr. Benedikt Hagenmiller. Von 1853-1980 kümmerten sich die Barmherzigen Schwestern um die Pflegebedürftigen. Seit Oktober 1980 werden die Heimbewohner durch weltliche Kräfte betreut. Die Hospitalstiftung ist die zweitälteste soziale Einrichtung im Landkreis Augsburg.

Am 16. Oktober 1605, am Festtag des hl. Gallus, weihte Weihbischof Sebastian Breuning im Beisein des Augsburger Domkapitels und vieler Beamter die zum Spital gehörende Kapelle. Fortan wurde immer am Gallustag Kirchweih gefeiert. Besondere Verehrung fand in dieser Kapelle der hl. Hieronymus, der Namenspatron des Spitalgründers Hieronymus Stor von Ostrach. 

Zu den Aufgaben des Spitals gehörte es, sowohl dem Wohle des Körpers als auch dem Heil der Seele zu dienen. Deshalb war die Kapelle so gebaut, dass die Spitalbewohner von ihren Sälen aus optisch oder zumindest akustisch am Gottesdienst teilnehmen konnten. Noch 1803 lagen der Aufenthaltsraum für Männer im Erdgeschoss unmittelbar westlich bei der Kapelle, die Frauenstube nördlich und im oberen Stock die Krankenstube westlich neben der Empore.

1871 wurde die Spitalkapelle in sehenswertem, neugotischem Stil ausgebaut. Den Flügelaltar fertigte der Augsburger Kunstschreiner Ebner. Noch heute beherbergt die Kapelle das alte Altarbild des berühmten Augsburger Malers Johann Rottenhammer d. Ä. (1564 - 1625).